Wenn ich vor ein paar Jahren das Wort Morgenroutine gehört habe, dann dachte ich nur: “Was ist das?”, “Was soll ich damit?” Ich war der typische Informatiker. Bis tief in die Nacht am Rechner sitzen und dafür gern bis 12 Uhr Mittags schlafen.
Das änderte sich das erste Mal, als ich mir vornahm regelmäßiger zu trainieren. Ich hatte mich in einem Fitnessstudio angemeldet und nach ein paar Wochen festgestellt, dass ich so gut wie nie dort war. Irgendwie hatte ich immer etwas besseres zu tun, war müde oder habe andere Gründe gefunden, nicht hinzugehen.
Also entschied ich mich gleich als aller erstes das Training zu erledigen. Ich brachte meinen Sohn in den Kinderladen (nein, da gibt es keine Kinder zu kaufen, das sagt man in Berlin zu privaten Kindertagesstätten) und ging direkt weiter ins Fitnessstudio. Ich hatte also mein Fitnessprogramm schon vor der Arbeit erledigt.
Überrascht musste ich dann beobachten, dass das nicht nur Auswirkungen auf meine Fitness hatte, sondern auf meinen gesamten Tag. Ich war an den Trainingstagen im Büro viel produktiver. Das Gefühl, schon etwas erledigt zu haben, übertrug sich auf meine anderen Aufgaben. Ich packte sie einfach an und hatte so bis Mittag mehr erledigt als vorher an einem ganzen Tag.
Seit dem beschäftige ich mich intensiv mit meiner Morgenroutine. Ich probiere immer wieder Neues und was mir gut tut integriere ich langfristig. Auch Du hast eine Morgenroutine. Die minimalste Morgenroutine ist aufstehen, anziehen und losgehen (in meiner Schulzeit der Standard). Dass sich diese Routine leicht verbessern lässt ist vermutlich offensichtlich. Zum Beispiel durch Zähne putzen oder frühstücken. Deine lässt sich vermutlich auch noch optimieren. Wie Du das angehen kannst erfährst Du jetzt. Verschieden Optimierungsmöglichkeiten stelle ich Dir in den Beiträgen der nächsten Wochen vor.
Warum Du Deine Morgenroutine überdenken solltest
Wie Du vermutlich schon in der Einleitung erkannt hast, kann Deine Morgenroutine einen starken Einfluss auf Deinen gesamten Tag haben. Zusätzlich ist der Morgen die am Besten planbare Zeit, da kommt eher selten etwas dazwischen, und die Zeit mit der stärksten Willenskraft, die im Laufe des Tage verbraucht wird. Also genug Gründe Dir darüber Gedanken zu machen, wie Du diese Zeit nutzen kannst. Lass uns die Vorteile etwas genauer anschauen.
Eat the frog first
Brian Tracy, Bestseller Autor, Redner und Trainer hat mit seinem Buch “Eat that frog” sehr ausführlich dargestellt, warum es sinnvoll ist die wichtigsten, anstrengendsten oder schlimmsten Dinge gleich als Erstes zu erledigen. Wie sagt man so schön, “Erledigt ist erledigt.” Und der beste Zeitpunkt dafür ist gleich morgens.
Ich kenne viele Autoren, die zum Beispiel extra 5 Uhr oder noch früher aufstehen, um ganz in Ruhe schreiben zu können. Um diese Zeit kommen keine Nachrichten, niemand ruft an, die Familie schläft noch, das Tagesgeschäft ruht und selbst in Social Media ist es noch recht ruhig. Also die ideale Zeit, um Dich zu konzentrieren.
Wenn Du die für Dich wichtigste Aufgabe schon erledigt hast, wenn die anderen gerade erst wach werden, dann gibt Dir das einen nicht zu unterschätzenden Vorteil. Vielleicht findest Du so auch Zeit für Dinge, für die Du sonst nie Zeit gefunden hast.
Ich glaube, deswegen war ich früher auch so eine Nachteule. Nachts herrschen nahezu identische Bedingungen, mit dem Unterschied, dass man müde und nicht ausgeschlafen ist. Außerdem steht Dir morgens sehr viel mehr Willenskraft und Konzentration zur Verfügung. Falls Du auch so eine Nachteule bist, versuche es doch mal anders rum. Früh schlafen gehen und früh aufstehen und so die Ruhe der Morgenstunden nutzen, statt die Ruhe der Abendstunden.
Halte Dich an Deinen Plan
Kennst Du das? Du nimmst Dir vor Abends nach der Arbeit joggen zu gehen, kommst nach Hause und bist einfach nur erschöpft? Du entscheidest Dich morgen joggen zu gehen, in der Hoffnung, dass Du morgen besser drauf bist. Vielleicht ist auch nicht die Erschöpfung Schuld, sondern Du stellst fest, dass Du noch unbedingt etwas erledigen musst oder oder oder. Im Laufe eines Tages kann viel passieren, was Dich von Deinem wohlüberlegten Plan, joggen zu gehen, abbringen kann.
Wenn Dir das häufiger passiert, dann könnte es Dir helfen einfach morgens joggen zu gehen. Dass Dir morgens etwas dazwischen kommt ist eher unwahrscheinlich. Ok, vielleicht bist Du zu müde und magst nicht aufstehen, aber dem kannst Du durch rechtzeitiges schlafen gehen vorbeugen. Du hast es also komplett in der Hand Deinen Plan auch umzusetzen.
Trainiere Deine Selbstdisziplin
Disziplin kann man lernen. Durch eine Morgenroutine übst Du Dich in Disziplin. Jeden Tag, an dem Du Deine Morgenroutine erfolgreich absolvierst verbesserst Du Deine Selbstdisziplin. Und das Schöne, die Disziplin überträgt sich auch auf andere Bereiche Deines Lebens. Du wirst auch sonst disziplinierter. Du setzt immer mehr von dem um, was Du Dir vornimmst. Dabei ist es besser Schritt für Schritt die Selbstdisziplin zu trainieren und nicht alles auf einmal zu versuchen. Deine Morgenroutine hilft Dir dabei, selbst wenn sie nur ganz klein und kurz ist.
Tue Dir etwas Gutes
Falls Du Kinder hast, dann weißt Du sicher, dass es mit Kindern oft schwierig sein kann etwas Zeit für sich zu finden. Morgens schlafen sie aber für gewöhnlich noch. Also Zeit für eine gemütliche Tasse Kaffee, oder ein entspanntes Frühstück. Vielleicht möchtest Du auch nur in Ruhe die Zeitung lesen, Yoga machen oder meditieren. Egal wie Du die Stille nutzen möchtest, sehr wahrscheinlich hast Du im Laufe des Tages nicht noch einmal die Gelegenheit dafür.
Ich stimme mich zum Beispiel mit ein paar Sonnengrüßen, die machen mich flexibel und wach, einer kurzen Meditation und kurzen inspirierenden Texten auf den Tag ein. Eine Freundin zieht es vor sich ein leckeres Müsli zu machen, in eine Decke einzukuscheln und das Müsli langsam zu genießen. Egal wie Du die Ruhe vor dem Tag genießt, Du sorgst dafür, dass Du mit guten Gefühlen und voller Tatendrang in den Tag startest.
Stärke Dein Selbstvertrauen
Der für viele vielleicht wichtigste Grund ist die Stärkung des Selbstvertrauens. Es gibt ja viele Ansätze, Tipps und Tricks zum Selbstvertrauen stärken. Meiner Meinung nach funktionieren Taten am Besten. Selbstvertrauen heißt, dass wir uns selbst vertrauen können. Das heißt, wenn ich mir vornehme nach der Arbeit zum Sport zu gehen und das auch umsetze, dann steigt mein Selbstvertrauen. Wenn ich aber nicht zum Sport gehe, dann lässt es nach. Eine Morgenroutine kann Dir helfen jeden Tag Dein Selbstvertrauen ein kleines bisschen zu stärken. Dafür reicht auch eine ganz kleine Routine.
Nimm Dir zum Beispiel vor jeden Tag Dein Bett zu machen. Das geht schnell und ist einfach und hilft trotzdem Dein Selbstvertrauen zu stärken, weil Du umsetzt, was Du Dir vornimmst. Interessanter weise überträgt sich das auch auf andere Vorhaben von Dir. Du fängst an auch andere Vorhaben umzusetzen, selbst wenn Dir das vorher nicht so gut gelungen ist, was Dein Selbstvertrauen natürlich weiter stärkt.
Wichtig ist, dass Du behutsam vorgehst. Überfordere Dich nicht, denn dann steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Du es doch nicht machst. Geh lieber kleine Schritte und baue Dein Selbstvertrauen langsam auf.
Wie Du eine für Dich sinnvolle Morgenroutine etablieren kannst
Vielleicht hast Du für Dich erkannt, dass eine sinnvolle Morgenroutine sehr hilfreich sein kann. Nur wie findest Du zu dieser? Du hast zwei Herausforderungen:
- Welche Elemente soll Deine Morgenroutine haben?
- Wie schaffst Du es diese Elemente in Deine Morgen zu integrieren?
Auf den ersten Punkt möchte ich nur mit ein paar kurzen Beispielen eingehen. In den nächsten Wochen werde ich Dir verschiedenste Elemente ausführlicher vorstellen. Etwas intensiver möchte ich auf das Wie eingehen und Dir ein paar Tipps und Tricks mitgeben.
Welche Elemente kann Deine Morgenroutine haben?
Meistens ergeben sich die Elemente aus Deinen Zielen. Möchtest Du zum Beispiel etwas für Deine Gesundheit machen, dann fängst Du vielleicht mit Sport und einem gesunden Frühstück an. Möchtest Du ein Buch schreiben, dann schreibst Du jeden Morgen ein paar Seiten. Um also für Dich sinnvolle Elemente zu finden, solltest Du Dir über Deine Ziele klar sein. Die wichtigsten Tätigkeiten, um Dein Ziel zu erreichen solltest Du dann gleich morgens erledigen. Am einfachsten ist es, wenn das immer wiederkehrende Tätigkeiten sind, wie eben das regelmäßige schreiben.
Ich bin mal ein Jahr lang jeden Morgen aufgestanden, um einen Blogbeitrag zu schreiben. Im Laufe des Jahres hat sich das ein wenig verändert und ich habe nicht nur Blogbeiträge, sondern auch an eBooks oder anderen Dingen geschrieben. Dadurch habe ich nicht nur viel guten Content produziert, sondern ich wurde auch immer besser im Schreiben.
Was ist Dein Ziel, in diesem Jahr, in Deinem Leben und was kannst Du jeden Tag dafür tun es zu erreichen? Vielleicht fällt Dir auf Anhieb etwas ein und Du weißt das ist es. Vielleicht hast Du ein paar Ideen und bist Dir nicht sicher, dann probiere sie jeweils einige Tage aus. Und wenn Dir gar nichts einfällt, dann lass Dich einfach die nächsten Wochen inspirieren.
Wie Du Deine neue Morgenroutine etablieren kannst
Im Grunde läuft es auf drei Möglichkeiten hinaus:
- vorhandene Elemente ersetzen (kein zusätzlicher Zeitaufwand)
- vorhandene Elemente ergänzen (minimaler zusätzlicher Zeitaufwand)
- zusätzliche Elemente hinzufügen (zusätzlicher Zeitaufwand)
Dabei ist es eine gute Idee klein zu beginnen und Dich nach und nach zu steigern. Gleich den gesamten Morgen umzubauen funktioniert nur für die wenigsten. Fange damit an ein Element Deiner aktuellen Routine durch ein neues zu ersetzen. Wenn das gut funktioniert ersetze ein weiteres oder ergänze ein bestehendes. Achte immer darauf, dass jeder Schritt etabliert ist, bevor Du den nächsten gehst. Wenn Du darin Übung hast und es Dir einfach gelingt Deine Morgenroutine zu verändern, dann kannst Du auch mehrere Dinge gleichzeitig verändern.
Die einfachste Möglichkeit, vorhandene Elemente ersetzen
Am schnellsten und einfachsten kannst Du Deine neue Morgenroutine etablieren, indem Du aktuelle Tätigkeiten durch neue Tätigkeiten ersetzt. Gehörst Du zum Beispiel zu den Snoozern? Ich weiß, snoozen kann so schön sein. Einfach auf den Knopf drücken und noch 5 weitere Minuten ins Bett gekuschelt liegen bleiben. Da spricht auch nicht unbedingt etwas dagegen. Wenn es Dir gut tut, dann lass es so. Den meisten Menschen tut es aber nicht gut oder etwas anderes würde ihnen noch besser tun. Zum Beispiel könntest Du aufstehen und das sieben Minuten Workout machen. Dafür musst Du nur ein bis zweimal weniger snoozen.
Oder greifst Du erstmal zum Handy und scrollst durch die sozialen Medien, liest News usw.? Auch diese Tätigkeit kannst Du ganz einfach mit Deiner gewünschten ersetzen. Du kannst zum Beispiel auf Dein Handy einen kleinen Zettel kleben, der Dich am Morgen daran erinnert, dass Du etwas anderes machen wolltest.
Sorge dafür, dass Du jeden Morgen daran erinnert wirst, dass Du etwas anders machen möchtest. Da es keine Extrazeit benötigt und Du einfach nur ein Glied der Kette Deiner Morgenroutine austauschst, solltest Du mit dieser Variante beginnen.
Es kann auch funktionieren, dass Du mal Deinen Ablauf genau protokollierst und schaust wo Du wie viel Zeit verwendest. Vielleicht findest Du Optimierungsmöglichkeiten.
Etwas schwieriger, vorhandene Elemente ergänzen
Beim Ergänzen vorhandener Elemente geht es darum zwei Dinge gleichzeitig zu tun. Vermutlich machst Du das teilweise schon, zum Beispiel weil Du Nachrichten hörst und gleichzeitig frühstückst. Darüber könntest Du dann auch mal nachdenken, ob es nicht vielleicht sinnvoll wäre die Nachrichten durch TED Talks oder ähnlich inspirierendes zu ersetzen.
Ein Coachee von mir wollte Öl ziehen in seinen Morgen integrieren. Da das für gewöhnlich allerdings 15 Minuten dauert meinte er dafür keine Zeit zu haben. Zusammen sind wir dann seinen Morgenablauf durchgegangen und haben festgestellt, dass er jeden Morgen Zeitung liest. Das lässt sich ideal ergänzen. Am Anfang hat er es immer wieder vergessen, zu gewohnt war ihm das Zeitung nehmen, an den Tisch setzen und lesen. So nach und nach konnte er sich aber dran gewöhnen und inzwischen ist es für ihn ganz normal.
Leider lassen sich nur wenige Dinge miteinander kombinieren. Ich suche immer noch nach einer Möglichkeit zu schreiben und gleichzeitig zu meditieren. 😉 Daher wird es früher oder später darauf hinauslaufen, dass Du zusätzlichen Zeitaufwand in Kauf nehmen musst, was meistens früher aufstehen heißt.
Früher aufstehen und neue Elemente integrieren
Wenn all die vorgenannten Wege ausgeschöpft sind, wirst Du nicht drum herum kommen früher aufzustehen oder später loszugehen. Das ist für die Meisten am Schwierigsten. Ich kenne nur wenige Menschen, denen es leicht fällt früh aufzustehen. Zum Glück lässt sich das trainieren, Du musst allerdings ein paar Tage oder Wochen Geduld mit Dir haben.
Früher aufstehen führt in der Anfangszeit oft dazu, dass man tagsüber müder ist. Wichtig ist, dass Du das nicht durch Kaffee oder zusätzlichen Mittagsschlaf ausgleichst. Ziel ist es, dass Du Deinen Körper darauf trainierst, dass Du früher müde bist. Meine “normale” zu Bett geh Zeit ist zwischen 1 Uhr und 2 Uhr. Dann stehe ich so zwischen 9 Uhr und 10 Uhr auf. Das passt mir aber nicht. Mein Ziel ist es 5 Uhr aufzustehen. Bei gleicher Schlafmenge muss ich dafür aber schon um 21 Uhr im Bett sein. Wie Du Dir sicher vorstellen kannst, bin ich da auf keinen Fall müde, weswegen ich da auch nicht schlafen kann. Wenn ich allerdings ein paar Tage um 5 Uhr aufgestanden bin, dann bin ich auch ganz natürlich 21 Uhr müde.
Man sagt ja, dass der Schlaf vor 0 Uhr der erholsamste Schlaf ist. Das beobachte ich bei mir gerade indirekt. Ich muss tatsächlich nicht so viel früher schlafen gehen, wie ich früher aufstehe und bin trotzdem fit und ausgeschlafen. Am Besten Du probierst es einmal für Dich aus und findest die für Dich idealen Schlafens- und Aufstehzeiten.
Ich empfehle Dir auch hier nicht gleich alles auf einmal zu wollen. Wenn Du zum Beispiel statt 7 Uhr gegen 5 Uhr aufstehen möchtest, dann probiere doch einmal jede Woche 10 Minuten früher aufzustehen. Gewöhne Dich und Deinen Körper langsam daran.
Wie es weiter geht
Jetzt bist Du dran. Überlege Dir wo Du hin willst und womit Du anfangen willst. Wie gesagt, nicht alles auf einmal, sondern lieber Schritt für Schritt. Deswegen haben ich dem Etablieren der Morgenroutine im Jahr der Persönlichkeitsentwicklung drei Monate eingeräumt. Und auch nach den drei Monaten kannst Du natürlich weiter Deine Morgenroutine optimieren.
In den nächsten Wochen stelle ich Dir verschiedene Möglichkeiten, die Du in Deine Routine integrieren kannst, genauer vor. So erfährst Du nicht nur was alles möglich ist, sondern auch welchen Nutzen diese Möglichkeiten für Dich haben können.
Dieser Beitrag ist Teil des Jahres der Persönlichkeitsentwicklung. Um das Meiste für Dich herauszuholen solltest Du Dich zum speziellen Newsletter anmelden, der Dich immer über die aktuellsten Beiträge zum Thema informiert:
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Wow! Guter Beitrag mit viel Informationen. Einige Probleme hatte ich so nicht gekannt gehabt. Muss aber auch zugeben, dass ich momentan in einen sehr guten Couch gefunden habe, der mir ebenfalls dabei sehr behilflich ist.
Diesen kann ich ebenfalls weiter empfehlen.